Bereits im Jahr 2019 hat sich Sandra Bäcker fortgebildet und war damit seinerzeit erster Demenz-Partner in unserer Region und als Demenzfreundliche Bestatterin zertifiziert.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat in der Ausgabe 2/2023 über Trauer und demenzfreundliche Fachkräfte geschrieben.
Hier der Artikel:
Zu beschwerlich und sinnlos?
Sybille Wetzel, Bestatterin, Trauerrednerin und SeniorenAssistentin schult seit 2017 im niederländischen Raum und seit 2019 auch im deutschsprachigen Raum Bestattungsfachkräfte im Einbeziehen von Demenzerkrankten bei Trauer, Abschied und Trauerfeier. „Menschen mit Demenz können den Verlust von Angehörigen nicht verkraften, außerdem begreifen sie es nicht.“ – Solche Annahmen, sagt sie, führen dazu, dass Demenzerkrankte bei Abschied und Trauer ausgeschlossen werden. In ihren Schulungen zeigt sie andere Wege des Umgangs auf.
Demenzfreundliche Bestattung
Beispiel: Zwei Tage nach Werners Tod kommen seine Angehörigen ins Bestattungshaus. Die Gesichter der Kinder sind angespannt, als ihre Mutter Gisela, Werners Ehefrau, im Rollstuhl hereingebracht wird. Ängstlich schaut Gisela sich um. Doch die Atmosphäre im Raum ist gemütlich und sie entspannt sich langsam.
Kurz danach sitzt Gisela am geöffneten Sarg. Sie spricht mit sanfter Stimme zu ihrem verstorbenen Mann, berührt ihn vorsichtig. „Er hatte ein schönes Leben, ich werde ihn niemals vergessen“, sagt sie. Es fließen Tränen, vor Rührung – und vor Erleichterung. Denn Gisela reagiert ‚gut‘, trotz der fortgeschrittenen Demenz. „Danke, Sie hatten Recht. Vielleicht können wir Mutter doch mit zur Trauerfeier nehmen“, sagt die Tochter erleichtert. Elf Augenpaare schauen uns hoffnungsvoll an.
Nährboden für falsche Vorstellungen
Trauer bei Demenz ist für die meisten Neuland. Nährboden für falsche Vorstellungen: „Er versteht es doch nicht“, „Sie vergisst es direkt wieder“, „Er wird unnötig traurig“, „Sie wird davon nur unruhig“ sind nur vier von unzähligen Annahmen, die dazu führen, dass Demenzerkrankte bei Abschied und Trauerfeier ausgeschlossen werden.
Seit Jahren widerlegen wir diese Annahmen. Als Bestatter haben wir in den Niederlanden seit zehn Jahren Erfahrung damit, Menschen mit Demenz an Abschied und Trauerfeier teilhaben zu lassen und deren Angehörige dabei zu unterstützen.
Der niederländische Hochschullehrer für Altersheilkunde, Prof. Dr. Joris Slaets, bestätigte 2017 die Bedeutung unserer Vorgehensweise für alle Beteiligten. Er sagte unter anderem: „Das traurigste Szenario ist, nichts mehr fühlen zu dürfen“ und „Gemeinsam erfahren ist die Basis für gemeinsam weitergehen.“
Unbekannte Herausforderung
Der Tod ist ein einschneidendes Ereignis. Wenn ein Mensch mit Demenz unter den Hinterbliebenen ist, wird der Umgang mit dem Todesfall für alle Beteiligten noch herausfordernder. Die Trauer und auch die Bestattung werden davon beeinflusst. Das ist unvermeidlich. Die Familien fragen sich, oft verunsichert, wie der Mensch mit Demenz auf den Tod reagieren wird. Doch das kann man nicht vorhersagen. Der Einfluss einer fortgeschrittenen Alzheimererkrankung unterscheidet sich beispielsweise vom Einfluss einer vaskulären Demenz. Er unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, selbst von Tag zu Tag. Ein überzeugendes Argument, den Tod zu verschweigen, haben wir nie gefunden. Reue, dem Familienmitglied nichts über den Todesfall gesagt zu haben oder über die Ausgrenzung beim Abschied, ist uns allerdings begegnet. Weil lichte Momente in der Demenz, selbst im späten Stadium, keine Seltenheit sind.
Trauerfeier
Entsprechend geschulte demenzfreundliche Bestatter und Trauerredner ermutigen und unterstützen Hinterbliebene, den Menschen mit Demenz bei Abschied und Trauerfeier einzubeziehen. Dabei werden die Bedürfnisse aller Hinterbliebenen berücksichtigt und der verstorbene Mensch steht immer noch im Mittelpunkt. Trauerrednerin Franziska Lüttich: „Beim Angehörigengespräch wollte die Familie den dementen Witwer partout nicht dabei haben. ‚Das regt ihn nur auf und er kann ja auch nichts mehr erzählen …‘. Doch zur Trauerfeier kam er mit. Er hörte meiner Rede aufmerksam zu, mal lächelnd, mal herzzerreißend weinend. Ich weiß nicht, ob er alles begriffen hat – aber dass er mit der Familie von seiner Frau Abschied nehmen konnte, schien ihn glücklich zu machen. Am Schluss bedankte er sich lächelnd, mit Tränen in den Augen …“
Trauerredner Holger Höhn: „Ich baue auf Rituale, um den Demenzerkrankten so möglichst den Stress aus der unbekannten Situation zu nehmen. Weil das emotionale Gedächtnis bis zum Schluss erhalten bleibt, setze ich unter anderem auf Musik vom Plattenspieler. Ich verwende in der Trauerrede klare und einfache Formulierungen, so kann ich den Menschen mit Demenz mitnehmen.“ •
Sybille Wetzel, Berlin
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